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Lander & Børg

Dr. Karsten Heinz Schönbach

Mitbegründer und Leiter der Redaktion des Verlags Lander & Børg

Dr. Karsten Heinz Schönbach ist promovierter Historiker, der sich auf die Faschismusforschung sowie die militärhistorische Forschung insbesondere für die Periode des zweiten Weltkriegs spezialisiert hat.

Dr. Karsten Heinz Schönbach - Faschismusforscher Historiker Buachautor

Seine Arbeit hat ihren Ursprung in der Faschismusforschung und stellt den letzten Ausläufer der kritischen Historiographie der 70ziger und 80ziger Jahre des 20. Jh.  dar. Die Vertreter dieser Forschungsrichtung entstammten dem links-liberalen Wissenschaftsspektrum der Bundesrepublik Deutschland. Führende Vertreter dieser Forschung waren u.a. Dirk Stegmann, Bernd Weisbrod, Fritz Blaich, Reinhard Nebe, George Hallgarten und Joachim Radtkau. Die kritische Historiographie zeichnete sich seit jeher dadurch aus, dass sie auch gegenüber marxistischen Arbeiten und Ansätzen aufgeschlossen blieb und die Diskussion mit jeder Position der Forschung anstrebte.

Der Historiker promovierte mit seiner Forschung bei dem letzten deutschen Faschismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Wippermann an der Freien Universität zu Berlin. Er war der letzte Inhaber eines Lehrstuhls unter den deutschen Faschismusforschern. Prof. Dr. Wippermann war auch einer der letzten Vertreter der kritischen Historiographie. Dr. Schönbach ist sein letzter Schüler aus dem Fachbereich der Faschismusforschung.

Für seine Dissertation wertete Dr. Karsten Heinz Schönbach u.a. die Akten von insgesamt 12 Industrie-Konzernen, 7 Banken und 6 Industrieverbänden aus. Er sichtete dabei insgesamt mehr als 50.000 Dokumente. Dr. Schönbach musste diese gewaltige Arbeit im Gegensatz zu den Voraussetzungen, auf die andere Wissenschaftler zurückgreifen konnten, die im Geld diverser Stiftungen schwimmen, ohne jegliche Unterstützung leisten. Selbst die angeblich „linke“ Rosa-Luxemburg-Stiftung hatte die Vergabe eines Forschungsstipendiums für die Faschismusforschung ausdrücklich abgelehnt.

Die aus der Faschismusforschung seiner Promotion hervorgehende Arbeit unter dem Titel: „Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926 – 1943“ ist in jeglicher Hinsicht die umfangreichste Arbeit zur Beleuchtung der Frage, welchen Anteil die führenden deutschen Industrie- und Bankkonzerne am Aufstieg des Faschismus in Deutschland hatten und welchen Einfluss sie auf die Politik der NS-Diktatur in Deutschland nach 1933 ausübten.

Dr. Schönbachs Forschung widerlegte die Position der konservativen Forschung unter der Führung von Henry Ashby Turner. Die konservative Forschung vertrat – kurz gesagt – die Ansicht, dass die führenden deutschen Industrie- und Bankkonzerne am Aufstieg Hitler und der NSDAP-Führung insgesamt völlig unbeteiligt gewesen seien. Nach 1933 hätten die führenden deutschen Kapitalisten keinerlei Einfluss auf die Politik der Hitler-Regierung gehabt und wären insgesamt eher „Opfer des Nationalsozialismus“ gewesen.

Seit seiner Promotion 2012 hat Dr. Schönbach mehrere weitere Arbeiten zur Faschismusforschung veröffentlicht. 2020 gelang es ihm, nach einer insgesamt fast 20jährigen Forschung die Arbeit an einer Faschismustheorie der kritischen Historiographie zu vollenden und als Buch unter dem Titel „Faschismus und Kapitalismus – Ein Bündnis zur Zerschlagung von Demokratie und Arbeiterbewegung“ zu publizieren. Damit besteht jetzt erstmals eine

Theorie über den Faschismus auf dem Weg zur Macht

Vortrag in Wünsdorf
Der Historiker Dr. Karsten Heinz Schönbach bei seinem Vortrag in der Reihe Militärhistorischer Abende in der Bücherstadt Wünsdorf
Foto: Melanie Breitkopf (MAZ)

Das Fehlen dieses Teils der Faschismustheorie war auch immer der Schwachpunkt der marxistischen Faschismustheorie, die sich immer auf den „Faschismus an der Macht“ konzentrierte.

Ab dem Jahre 2023 erweiterte Dr. Karsten Heinz Schönbach seine Forschung um die militärhistorische Seite zur Geschichte des „Dritten Reiches“ und des Zweiten Weltkrieges. Somit verbindet der Historiker erstmals die Forschung zur Militärgeschichte mit der Faschismusforschung. Das stellt in der westlichen Historiographie einen völlig neuen Ansatz dar.

Dr. Schönbach vertritt die Ansicht, dass die westliche Forschung zur Militärgeschichte des Zweiten Weltkriegs bis heute primär immer noch unkritisch den Memoiren ehemaliger Nazi-Generäle und SS-Offiziere folgt. Dabei werden viele Mythen über die Wehrmacht und ihre militärische Leistungsfähigkeit oder ihre gesellschaftliche Rolle zum militärhistorischen Forschungsstand erhoben, die eigentlich eher in die NS-Propaganda gepasst hätten. Das kann nicht das Ergebnis der Geschichtsschreibung einer demokratischen Gesellschaft sein.

Dr. Schönbach vertritt daher die Ansicht, dass die westliche Forschung zur Militärgeschichte zu wenig selbstkritisch geworden ist, seitdem Ende der 90ziger Jahre des 20. Jh. die kritische Historiographie zunehmend aus der staatlich organisierten Forschung verdrängt wurde.  Daher wird Dr. Schönbach die Geschichtsschreibung zur einer Reihe von Themen des Zweiten Weltkrieges aus militärhistorischer Sicht überarbeiten. Die erste Arbeit des Buchautors zu seiner neuen Forschung wurde in der Militärhistorischen Reihe des Verlags Lander & Børg im Januar 2024 unter folgendem Titel publiziert:

Die Kursker Schlacht - Das Ende der westlichen Legenden

Zur Erstellung dieser Arbeit wertete der Militärhistoriker etwa 12.000 Blatt Wehrmachtsakten aus. In dieser Arbeit widerlegt Dr. Karsten Heinz Schönbach die Kernargumentation der konservativen Forschung zur Militärgeschichte und vertritt im Wesentlichen zwei Thesen:

1.) Die Widerlegung der Hitler-Legende: Eine „klassische“ Sicht der konservativen Forschung stellt die Hitler-Legende dar. Sie weist primär – z.T. sogar ausschließlich – Hitler die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und die damit zusammenhängenden Verbrechen zu. Allen anderen historischen Personen waren nur „Hitlers Helfer“. Die Hitler-Legende zeichnet im Grunde einen gottgleichen, übergroßen „Führer“, der alles allein durchdenkt, plant, überall zur gleichen Zeit in Erscheinung tritt und überall zur gleichen Zeit allein handelt.

Dr. Karsten Heinz Schönbach weist nach, dass es diesen allmächtige „Führer“ nicht gab. Nach neuen Wehrmachtsdokumenten und Zeitzeugenaussagen war es ganz im Gegenteil vielmehr so, dass Hitler 1943 sehr unsicher war und eher ein Gegner einer deutschen Offensive. Entgegen allen bisherigen Darstellungen waren die Generäle diejenigen, die Hitler ihre Pläne diktierten, und der angeblich allmächtige Führer konnte sich nicht gegen sie durchsetzen.

2.) Die Widerlegung des Siegfried-Mythos: Die eher konservativ geprägte westliche Forschung behauptet, dass die Panzereinheiten der Wehrmacht in den Kämpfen mit der Roten Armee so gut wie keine Verluste erlitten hätten. Die durch die Rote Armee abgeschossenen deutschen Panzer seien nur vorübergehend in Reparatur gegangen und folglich wieder auf das Schlachtfeld zurückkehrt. S.g. „Totalverluste“ – also „richtige“ Verluste – habe es nur in wenigen Fällen gegeben.

Dr. Karsten Heinz Schönbach zeigt auf, dass diese Auffassung militärhistorisch unhaltbar ist und auf einer mangelhaften bis nicht vorhandenen Quellenanalyse beruht. Die Untersuchung dieser Darstellung und der ihr zugrundeliegenden Quellen ergab, dass die Quellen manipuliert worden waren – entweder durch fehlerhafte Meldungen von eigenen und feindlichen Verlusten oder durch das bewusste Verfälschen der Dokumentation der realen Kriegslage. Dadurch redeten sich die Kommandobehörden die verzweifelte Kriegslage schön, vertuschten in der Generalität das eigene Versagen, verschleierten die realen Verluste, um in letzter Instanz die Nerven des „Führers“ zu beruhigen.

Selbst wenn man die bewusste Manipulation der Verlustzahlen unberücksichtigt lässt, ergibt sich das Bild des Siegfried-Mythos nicht. Durch die in der Militärgeschichte besondere und neue Kampfweise der Roten Armee, die zu fast pausenlosen Angriffen und ununterbrochenen Kämpfen führte, kam es zu einer extremen Abnutzung der deutschen Panzerkräfte und zu extrem ansteigenden Panzerausfällen. Durch die schweren, fast dauerhaften Kämpfe und die nahezu ständig bedrohten bzw. erschütterten Rückräume in den Einsatzgebieten der Panzerdivisionen kamen einerseits die Werkstattkompanien nicht richtig zum Arbeiten, wodurch eine nachhaltige Störung des logistischen Zyklus Einsatz-Reparatur-Einsatz ausgelöst wurde. Durch die zugleich extrem ansteigenden Panzerausfälle kam es andererseits zu einer Überlastung der Werkstattkompanien. Infolgedessen entstand ein Reparaturstau, der nicht abgebaut werden konnte. In diesen Reparaturstau hatten sich letztlich 40% – 50% der Panzer der Wehrmacht eingereiht. Die meisten dieser defekten Panzer hatten die Instandsetzungen nicht wieder verlassen. Unter Berücksichtigung der inneren logistischen Mechanismen der Panzerdivisionen im Zusammenhang mit den Gefechtsabläufen lagen folglich die realen Verluste der deutschen Panzertruppen viel höher als es die Akten und Verluststatistiken auf den ersten Blick wiedergeben. Das zeigt auch, dass in der militärhistorischen Forschung bisher ein statisches und kein dynamisches Bild bei der Rekonstruktion der Gefechtsabläufe erstellt wurde.

Im Weiteren kam es aufgrund der beschriebenen Frontbedingungen im Kursker Bogen, der Überlastung der Werkstattkompanien und des Reparaturstaus zunächst zu Werkstattverlusten – d.h. zu extrem zeitversetzten Meldungen der s.g. „Totalverluste“, sodass sich gar nicht mit Sicherheit sagen lässt, an welchen Tagen durch die Kämpfe wie viele „Totalverluste“ zustande gekommen waren. Da vor allem die schwer beschädigten deutschen Panzer, die als „langfristig“ in Reparatur verbucht worden waren, gar nicht repariert werden konnten, mussten große Teile der defekten Panzer beim Rückzug zurückgelassen werden, wodurch es zu Rückzugsverlusten kam.

Prof. Dr. Wolfgang Wippermann

All das ist hoch anzuerkennen. Schönbachs Studien unterscheiden sich von allen anderen zum Thema durch ihre immense und kaum noch zu übertreffende Quellenbasis. (…) Die erzielten Ergebnisse sind zwar insgesamt und in einigen Fällen diskussionswürdig, stellen aber eine wichtige Erweiterung des Forschungsstandes dar, der in einigen wichtigen Punkten sogar korrigiert wird.

Prof. Dr. Wolfgang Wippermann

Prof. Dr. Dietrich Eichholtz

Ich halte die umfangreichen Texte (...) für eine für die Geschichtsschreibung über das Zeitalter der Weltkriege bedeutende Arbeit mit großem Quellenwert. (…) Der Autor kennt sich in der wissenschaftlichen Literatur gut aus und gibt begründete kritische Urteile ab, besonders über seit langem als Standardwerke hochgelobte Publikationen (H. A. Turner; H. A. Winkler; I. Kershaw). Ausführlich benutzt er die Spitzenpublikationen bzw. -Dokumentationen aus Ost und West.

Prof. Dr. Dietrich Eichholtz

Bibliographie

  • Schönbach, Karsten, Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926 – 1941, Dissertation der Freien Universität, Berlin 2012 (Promotionsschrift – Universitätsveröffentlichung)
  • Schönbach, Karsten Heinz, Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926 – 1943, Berlin 2016
  • Schönbach, Karsten Heinz, Die Illusion der Volksgemeinschaft – Bündnis zwischen Großindustrie und NS-Führung gegen die Arbeiterschaft; in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 2013/I
  • Schönbach, Karsten Heinz, Reformismus und Kapitalismus im Deutschen Kaiserreich; in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 2014/II
  • Schönbach, Karsten Heinz, Ruhrkohle für Hitler – Die Finanzierung der NSDAP durch die Großindustrie 1928–1933; in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2015/1
  • Schönbach, Karsten Heinz: Wolff-Ingo Seidelmann, Waffen schaffen für das kämpfende Heer; in: Jahrbuch für Regionalgeschichte, Stuttgart 2018
  • Schönbach, Karsten Heinz, Die Königsmacher – Hitler, die Großindustrie und der 20. Februar, Eine Dokumentation zum Anteil der deutschen Großindustrie am Aufstieg Hitlers in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2018/2
  • Schönbach, Karsten Heinz, Faschismus und Kapitalismus – Der Faschismus auf dem Weg zur Macht; in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2020/3
  • Schönbach, Karsten Heinz, Faschismus und Kapitalismus – Bündnis zur Zerschlagung von Demokratie und Arbeiterbewegung, Berlin 2020
  • Schönbach, Karsten Heinz, Die Kursker Schlacht - Das Ende der westlichen Legenden, Bergheim 2024

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